Es gibt Momente, da ist man sogar als Lehrer inmitten seines ach so durchplanten Schultags baff. So ist es mir am vergangenen Freitag passiert . Nicht, weil ich mal wieder eine Vertretungsstunde einlegen musste oder ein Elterngespräch nicht so lief, wie ich es erwartet hatte, sondern weil meine Kids plötzlich ein Lied für mich sangen. Was war passiert?

Wir waren gerade auf dem Rückweg von unserem Einsatz für die Umwelt ihm Rahmen der Aktion Picbello, als wir an einem Spielplatz Rast machten. Während die Kinder spielten, erzählte mir eine Kollegin, dass sie gehört habe, das eine meiner Schülerinnen im Urlaub wohl einen Partysong ein wenig auf meinen Namen umgedichtet hatte. Ich reagierte darauf mit geschauspielerter Abneigung (man will ja schließlich nicht zugeben, dass man so etwas rührend findet) und winkte ab. Doch nur wenige Minuten später, nachdem ich meine Klasse zum Abmarsch gesammelt hatte, sang plötzlich die Hälfte der Klasse dieses ominöse Lied. Erst nur ein Kind, dann drei, vier, und plötzlich nahezu alle. Und ich? Was blieb von meiner Schauspielerkunst? Nur Gänsehaut, Staunen, und dann ein verschämtes Wegdrehen. Ich spielte den Kids schnell vor, dass mir das unangenehm sei – irgendwie war es das ja auch, aber auf eine absolut schöne Art – aber dadurch fühlten sie sich nur angespornt, die Textzeilen noch lauter zu singen. Ich drehte mich mit gespielter Ignoranz um und bat sie loszugehen. Das Lied verstummte aber auch die nächsten 50 Meter nicht, und an den Blicken der Kids merkte ich, wie viel Freude es ihnen doch machte. Ich glaube, sie haben ziemlich schnell gemerkt, dass es mir überhaupt nicht unangenehm war, sondern dass sie mich damit wirklich gerührt haben. Oder sie hatten einfach tierische Freude, mich damit ein wenig zu ärgern, was ja auch eine schöne Sache ist 🙂

Auf dem Weg zur Schule fühlte ich mich dann im Übrigen befreit wie schon lange nicht mehr. Die Kinder und ich kamen auch endlich einmal wieder dazu, uns ein wenig über Privates zu unterhalten, und wir fanden viel Zeit gemeinsam zu lachen. Kurzum: Wir hatten eine Menge Spaß auf dem Rückweg.

Und gerade jetzt, in diesem Moment ertappe ich mich dabei, wie ich erneut heimlich mit meinem inneren Ohr die auf meiner körpereigenen Festplatte gespeicherte Aufnahme meiner singenden Kids „anhöre“. Schön! Manche Ohrwürmer will man einfach so schnell nicht loswerden.

Text veröffentlicht unter Lizenz CC BY-SA 4.0

Bildquelle: pixabay, Pixabay Lizenz

Kategorien: Schulleben

0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert